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SÜDAFRIKA

  

Entdeckungstour mit dem Oldtimer

Autorin:
Patricia Engelhorn
Kapstadt Cape Town
Kapstadt Cape Town

Wer mit einem Jaguar 420 G durch Kapstadt und Umgebung kurvt, bleibt nicht unbeobachtet. So dekadent und stilvoll fährt hier kaum jemand spazieren.
Eines schönen Tages steht er da. Als wäre dies sein abgestammter Platz. Zugegeben: Der Jaguar 420 G, ein sahnefarbenes Oldsmobile mit den Kurven einer Hollywood-Diva aus den 1950er Jahren, passt perfekt zu der weißen Villa, die hoch über Kapstadt zwischen blühenden Rhododendren, Kamelien und Magnolien steht. Dem "Greenways", ein 14-Zimmer-Hotel der Luxuskategorie, sieht man seine private Herkunft an: Dr. Max Ashton, ein seinerzeit prominenter Zahnarzt, bewohnte es früher mit seiner Familie. Heute haben die Münchner Susanne und Thomas Faussner-Ringer hier das Sagen. Sie ließen das Anwesen sorgfältig renovieren und eröffneten es 2004 als Boutique-Hotel. Inzwischen ist es zu den sorgfältig gehüteten Geheimtipps im Süden von Kapstadt avanciert.
Es ist ein prachtvoller Tag, nicht nur wegen des Jaguars vor der Tür. Ulrich Blum, Wahlkapstädter aus Köln und Susanne Faussner-Ringer haben es sich auf der Terrasse gemütlich gemacht. Jemand bringt Kaffee und lässt die Markise ein wenig herab, damit die Sonne nicht so blendet. Willy, der Fahrer des Jaguars, sitzt in der holzgetäfelten Bibliothek und wartet. Ein wohlhabendes britisches Pärchen, nennen wir es Mr. und Mrs. White, hat den Wagen und Willy für eine Shoppingtour durch Kapstadt gebucht. Ein teueres Vergnügen, noch vor dem ersten Einkauf.
Motor Signature Shoot
Motor Signature Shoot

Ulrich Blum hätte auch günstigere Modelle im Angebot gehabt, mit rund 40 Automobilen ist sein "Motor Classic" der weltweit größte Verleiher von Oldtimern. Ein Käfer Cabrio kostet bei ihm 100 Euro pro Tag, der Alfa Romeo Spider, Baujahr1969, wäre für 200 Euro zu haben gewesen, ein zehn Jahre älterer Bentley S II für 400 Euro, inklusive Fahrer. "Es gibt auch Kunden", erzählt Ulrich Blum, "die wollen einen Wagen mit richtiger Vergangenheit. Etwa den alten Regierungs-Cadillac, ein Originalmodell mit Glastrennscheibe, oder den gepanzerten Mercedes 380 SEL, in dem mehrere Außenminister zur Arbeit gefahren sind". Sicherer geht’s nicht - denn obwohl der weiße Mercedes ganz und gar unauffällig wirkt, muss man nur die Tür öffnen und wieder ins Schloss fallen lassen, um das gewaltige Gewicht der Panzerung zu spüren.
Motor Crossley 8 J Tourer
Motor Crossley 8 J Tourer
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Doch was schert Mr. und Mrs. White eine Panzerung? Sie wollen den schicken Jaguar, der schon 1968 mit elektrisch versenkbaren Fenstern und Klimaanlage gebaut wurde. "Kann ich verstehen", sagt Uli Blum, ein groß gewachsener Blonder mit jugendlichem Charme und einer offenbar genetisch bedingten Vorliebe für schnelle Sportwagen. Schon sein Großvater fuhr Porsche, gleich nach dem Krieg, es war der erste 356 Porsche in Düsseldorf. Und sein Vater besaß ein Autohaus mit über 100 Mitarbeitern.
2002 kam Blum mit Frau und drei Kindern nach Südafrika. Wie die meisten auf der Suche nach Sonne, Freiheit und einem schöneren Leben. Und weil er von Autos etwas verstand und schon immer lieber auf dem Schrottplatz als im Büro zugange war, fand er bald eine Möglichkeit, sich mit dem zu beschäftigen, was ihm wirklich Spaß machte: Oldtimer. Es gibt sie einfach noch, hier, wo sich nicht jeder alle paar Jahre einen neuen Wagen leisten kann. Und es gibt Mechaniker, die genau wissen, wie die alten Karossen in Schuss zu halten sind.
Den Jaguar hat er in einem Halbwüstengebiet im Inneren Südafrikas gefunden, rostfrei zwar, aber in desolatem Zustand. Es dauerte ein paar Wochen, bis die Lackierung, die edlen Hölzer im Innenraum und die völlig verschlissenen Polster aufgearbeitet waren. Nun steht er da wie neu, auf Hochglanz poliert und fahrbereit. Willy reist die Wagentür auf und die Whites versinken in rotem Velours. Langsam rollt der Jaguar den Kiesweg zur Ausfahrt hinunter, dann durch baumbestandene Straßen und an Villen und Parks vorbei in Richtung City.

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