Sehen Sie hier das Video: So starten Sie richtig in die Oldtimer-Saison 2009
Der Frühling steht vor der Tür, und der Oldtimerfahrer freut sich auf die erste Ausfahrt. Vorher sollten aber noch einige Vorbereitungen getroffen werden.
Nach der Winterpause läuft alles wie bei der Stilllegung - nur rückwärts, also in umgekehrter Reihenfolge? Weit gefehlt, es ist viel einfacher, denn manche Arbeiten, wie beispielsweise das Reinigen des Kühlers, das Auffüllen von Frischöl und einiges mehr ist nicht notwendig, wenn sie ihren Wagen ordnungsgemäß stillgelegt haben.
Oldtimer-TV war bei dem renommierten Restaurationsunternehmen M&R, um alles über das Frühlingserwachen eines Oldtimers zu erfahren.
Das Wichtigste in Kürze
1.Batterie prüfen, voll laden oder gegebenenfalls neue oder frisch geladene Batterie besorgen.
2.Die Batterie wird eingebaut. Vorher: Endpole und Poolklammer prüfen, alles muss sauber sein. Kratzen sie eventuellen Säureschwamm weg, bis die Teile sauber sind. Nach dem Festklemmen fetten sie die Teile mit Säurefett oder Vaseline ein. Das ist ein guter Schutz gegen Oxydation.
3.Lassen sie den Wagen noch aufgebockt. Pumpen sie die Reifen auf den vorgeschriebenen Druck. Prüfen sie nun die Ventile der Reifen. Sind sie dicht? (Alter Trick: etwas Speichel auf die Schlauchventilöffnung. Bei Bläschenbildung entweicht Luft - das Ventil ist also nicht mehr dicht. Prüfen sie dann, ob sich das Ventil vielleicht nur gelockert hat.)
4.Die Reifen haben den richtigen Druck und sind dicht? Dann Handbremse anziehen, den Wagen mit dem Wagenheber anheben, die Böcke entfernen, den Wagen herunterlassen.
5.Bei Fahrzeugen mit Blattfedern, werden die Federn noch mit etwas Spezialfett eingesprüht.
6.Öffnen sie die Fahrzeugtüren das erste Mal vorsichtig. Klemmt der Schlüssel oder lässt er sich nicht leicht drehen? Etwas Petroleum in den Schlüsselschlitz spritzen - das wirkt Wunder. Türen, die nur schwer gehen, können sie mit etwas Schmierseife an Schließblechen, Türnasen und Schnappern wieder flott bekommen.
7.Bei der Stilllegung wurde das Frischöl nachgefüllt, bleibt jetzt zu prüfen, ob der Ölstand noch stimmt. Eventuell muss nachgefüllt werden. Haben Sie den Wagen mit Winteröl stillgelegt, solltene sie sich zu einem Ölwechsel auf Sommeröl entscheiden. Ein Durchwaschen mit Spülöl zwischendurch wird dann empfohlen. Das gleiche wie für Motorenöl gilt auch für Schmiermittel in Getriebe und Achsantrieb bzw. in der Zentralschmierung. Diese sollte man übrigens einmal kräftig durchtreten, nachdem man sich vergewissert hat, dass noch Öl im Behälter ist.
8.Prüfen sie die Elektrik. Sehen sie sich die Sicherungen an, prüfen sie sie einzeln. Ersetzen sie durchgebrannte Sicherungen und machen sie auf keinen Fall eines der gelegentlich empfohlenen Experimente mit Staniolpapier. Das kann teuer werden da es zu einem Fahrzeugbrand führen kann.
9.Prüfen sie die Zündkabel. Keines darf brüchig geworden sein oder äußerlich auf eine Stromunterbrechung hinweisen.
10.Schrauben sie die Zündkerzen heraus. Prüfen sie mit Hilfe einer Kerzenlehre den Elektronenabstand. Stimmt der nicht mit der Vorschrift in der Betriebsanleitung überein, können sie selbst - unter größter Vorsicht - helfen und mit einer Rundzange nach biegen. Natürlich müssen die Kerzen auch gut gereinigt werden. Am besten geht das mit Benzin und einem Messingdrahtbürstchen. Waren ihre Kerzen mehr als 10.000 km in Betrieb, empfielht sich gleich der Einbau eines neuen Satzes. Bevor sie die Kerzen wieder einschrauben, gießen sie in jede der Kerzenöffnung einen Esslöffel dünnen Motoröls oder Oberschmieröls. Das wird der Motor beim ersten Anlassen nämlich sehr mögen.
11.Die Verteiler. Wischen sie die Verteilerkappe mit einem nicht fasernden, weichen Tuch gut aus, es dürfen keine Kondensierungsrückstände vorhanden sein. Dann wischen sie den Verteilerläufer (Verteilerfinger) sauber. Vermutlich entdecken sie dort Schleifkohlenabrieb.
12.Prüfen sie den Unterbrecher. Die Kontakte müssen gut und über die ganze Fläche anliegen, und auch richtig abheben (mit der Handkurbel den Motor durchdrehen). Wichtig: alles muss ganz sauber sein, es darf keine Schmorstellen geben. Falls doch, arbeiten sie mit einer kleinen, feinen Feile nach. Nehmen sie kein Schmirgelleinen, da das feine Schmirgelpulver in das Unterbrechergebergehäuse gelangen könnte und dort reiben könnte. Prüfen sie den Kontaktabstand im Augenblick des Abhebens.
13.Es schadet nicht, wenn sie den Kollektor der Lichtmaschine säubern. Befestigen sie an einem Stäbchen einen leicht mit Benzin getränkten Lappen. Drücken sie den Lappen mit dem Stäbchen mit der einen Hand an den Kollektor - mit der anderen Hand bewegen sie den Lüfterriemen und setzen so die Lichtmaschine in Drehung. Wird die Lichtmaschine nicht vom Lüfterriemen angetrieben, sondern durch Zahnradübertragung, brauchen sie Hilfe - jemand der den Motor mit der Handkurbel langsam durchdreht.
14.Jetzt noch das Licht. Schalten sie es ein und prüfen sie, ob alle Lampen brennen. Auch Brems- und Schlusslichter.
15.Die Kraftstoffanlage ist der nächste Punkt. Wer die Kraftstoffpumpe ausgebaut hat, muss sie wieder einbauen. Entnehmen sie sie der Büchse und lassen das Petroleum ablaufen. Nachhelfen können sie durch Betätigen des Pumpstössels bzw. des Betätigungshebels - je nach Antriebsart der Pumpe - bis das Pumpengehäuse leer ist. Entfernen sie die Kartonabdichtung vom Flansch am Motorgehäuse und setzen sie die Pumpe mit einer neuen Kartonabdichtung wieder an. Ziehen sie die Halteschrauben sorgfältig an und kontrollieren sie sie bei erwärmtem Motor später noch einmal. Prüfen sie alle Anschlüsse der Kraftstoffzuleitung und alle Teile des Kraftstoffsystems wie Filter, Anschlußstutzen. Alles muss dicht sein. Nehmen sie den Vergasen noch einmal auseinander und spülen sie ihn gut mit Benzin aus, blasen sie außerdem die Düse durch. Setzen sie den Vergaser wieder zusammen. Schauen sie nach, ob das Luftloch in der Verschlußschraube des Kraftstoffbehälters frei ist. Falls es sich bei ihrem Fahrzeug um einen Naßfilter handelt (den sie bei der Stilllegung des Fahrzeuges bereits mit Benzin ausgewaschen haben) tränken sie den Luftfilter nun in dünnem Motorenöl und lassen es gut abtropfen. Jetzt ist es soweit: sie können den Kraftstoff auffüllen. Es empfiehlt sich etwas Kraftstoff unmittelbar in die Schwimmerkammer und ebenso in die den Reiniger bzw. das Pumpengehäuse zu füllen. Geben sie dem Kraftstoff etwas Oberschmieröl bei.
16.Bei der Kühlanlage prüfen sie zuerst, ob der Ablaßhahn gut verschlossen ist. Schauen sie nach, ob die Verbindungsschläuche frei und nicht brüchig sind bzw. dass die Schlauchstellen gut angezogen sind. Ersetzen sie brüchige Schlauchverbindungen. Füllen sie den Kühler mit destilliertem Wasser und geben sie dem Kühlwasser Korrosionsschutzöl zu (Anweisung auf der Dose). Das verhindert Rostbildung und Kesselsteinansatz. Nehmen sie ihren Wagen gerade in der kalten Jahreszeit wieder in Betrieb, sollten sie auch an Frostschutzmittel denken. Glysantin eignet sich dafür. Dann wird der Lüfterriemen aufgezogen bzw. wieder angespannt. Er muss so viel Spannung haben, dass man die Lüfterriemenscheibe gerade noch von Hand drehen kann bzw. dass sich der Riemen mit einem mittleren Daumendruck um etwa 1-1,5 cm durchdrücken lässt.
17.Im Falle einer mechanischen Bremsanlage brauchen sie nichts zu unternehmen. Bei der Öldruckbremse ist das anders. Prüfen sie, ob ausreichend Füllung im Behälter ist, andernfalls Bremsflüssigkeit (nicht Motoröl!!) nachfüllen.
18.Das reguläre Abschmieren der Schmierstellen darf nicht vergessen werden. Dazu muss der Schmiernippel erst einmal vom Schmutz befreit werden. Ebenso sollte immer die Schmierpumpe am Schlauchende gereinigt sein. Dann das Schmierfett in die Schmiernippel einpressen.
Der Wagen ist jetzt startklar.
Das erste Anlassen: Auf keinen Fall bei angeschalteter Zündung auf den Anlasser treten. Das Öl im Motor ist lange Zeit nicht mehr durch die Leitung geflossen und etwas starr geworden. Drehen sie deshalb den Motor bei ausgeschalteter Zündung von Hand meherere Male durch. Jetzt dürfen sie den Anlasser betätigen, die Zündung bleibt ausgeschaltet, sie lassen den Motor etwa eine halbe Minute durchdrehen. Da ihre Batterie neu oder voll ist, hält sie das aus. Um dem Anlasser bzw. der Batterie die Sache aber leichter zu machen, kuppeln sie während der Betätigung des Anlassers besser aus. Dadurch trennen sie die Motorwelle von der Getriebewelle und der Anlasser hat nicht noch den Widerstand zu überwinden (wie die in Schmiermittel eingetauchten Zahnräder).
Jetzt schalten sie die Zündung ein und betätigen die Startvorrichtung - bei durchgedrückter Kupplung - der Motor läuft endlich.
Keine Sorge, wenn der Wagen beim ersten Mal nach kurzer Zeit wieder ausgeht. In der Schwimmerkammer ist der eingefüllte Kraftstoff zur Neige gegangen und die Pumpe fördert noch nicht genug für die Vergaserspeisung. Geduld und noch mal anlassen. Passiert dann nichts, prüfen sie ob der Kraftstoff bis zur Pumpe gelangt, füllen erneut das Pumpengehäuse, prüfen sie, ob die Leitung zwischen Pumpe und Vergaser frei ist.
Läuft der Motor rund, schalten sie sofort die Startvorrichtung aus. Geben sie etwas Gas, damit sich der Motor in Ruhe erwärmen kann. Zur Info: Bei Betätigung der Startvorrichtung muß immer ohne Gas angelassen werden. Die Startvorrichtung ist sofort auszuschalten, wenn der Motor angesprungen ist und rund läuft, da die starke Anreicherung des Gasgemisches stets die Gefahr in sich birgt, daß unverbrannt bleibende Kraftstoffteile die Zylinderwände und Kolben von Schmierstoff abwaschen, außerdem in das Kurbelgehäuse abfließen, wo sie das Schmieröl verdünnen. Die Folge kann eine schwere Schädigung des .Motors sein.
Sollte der Motor gar nicht anspringen wollen und kann man seine Mucken auf die zu kalte Witterung zurückführen, dann kann man versuchen, durch Einfüllen von warmem Wasser in den Kühler oder aber durch Anwärmen der Zündkerzen nachzuhelfen.
Man schüttet in eine flache Blechschale etwas Benzin, Kündet dieses an und hält die Zündkerze mit den Elektroden in die Flamme. Vorsicht, daß nicht der Isolator unmittelbar von der Flamme bedeckt wird. Nehmen sie die erwärmte Kerze mit der Flachzange, setzt sie schnell in das Kerzenloch ein und schrauben sie sie sofort fest.
Beobachten sie während des Warmlaufens der Maschine vor allem den Öldruckmesser. Er muß nach spätestens 1 Minute Laufzeit der Maschine anfangen zu steigen und soll den normalen Druck nach 3 Minuten anzeigen. Ist dies nicht der Fall, wenden sie sich sofort an eine Werkstatt. Es ist anzunehmen, daß irgend etwas an der Schmieranlage nicht in Ordnung ist.
Wenn der Motor warm ist werden alle Flanschverbindungen untersucht ob sie dicht sind. Zu diesem Zweck tropft man mit der Ölkanne etwas Öl auf die Flanschdichtungen. Im Falle einer Undichtigkeit des Saugrohr- oder Vergaserflansches wird das Öl im Saughub der Kolben zum Teil abgesaugt, im Falle einer undichten Stelle am Flansch des Auspuff krümmers bilden sich Bläschen an den ölbenetzten Stellen. Man muß dann die Flanschschrauben gut anziehen und erneut untersuchen, ob sich noch eine undichte Stelle zeigt. Dann bleibt nur der Gang in die Werkstatt, wo eine neue Dichtung einsetzen werden muß. Bei warmer Maschine ziehen sie die Zylinderkopfschrauben, die Zündkerzen und auch die Flanschschrauben der Kraftstoffpumpe nach.
Dann überzeugt sie sich, ob die Kühlanlage dicht ist. Tritt an der Wasserpumpenpackung Wasser aus, dann muß die Stopfbüchse nachgezogen werden.
Auf alle Fälle schmiert man auch die Wasserpumpenwelle bei dieser Gelegenheit durch Anziehen der Fettbüchse bzw. Einpressen von Schmierstoff in den Nippel. Sind die Schlauchverbindungen undicht, dann muß man sie, wie schon gesagt, ersetzen.
Schließlich überzeugt man sich nochmals, ob die ganze Kraftstoffanlage dicht ist und daß an keiner Stelle des Motorblocks Öl austritt.
Die Ventilkammerdichtung kann allerdings etwas Ol durchlassen, ohne daß dies irgendwie als Alarmzeichen gewertet zu werden braucht. Ölaustritt an anderer Stelle sollte jedoch in der Werkstatt nachgesehen werden.
Nun kann die Fahrt beginnen!
Die Probefahrt
Eine richtige Probefahrt im eigentlichen Sinne des Wortes braucht man natürlich nicht zu machen. Man muß aber den Wagen während der ersten Fahrt genau überwachen und achtgeben, ob sich nicht Erscheinungen zeigen oder aber Geräusche zu hören sind, die man früher nie wahrgenommen hat. Solche Wahrnehmungen können im Falle einer Störung der Instandsetzungswerkstatt wichtige Fingerzeige geben. Vor allem beobachte man das Öl-Manometer und, falls vorhanden, das Kühlwasserthermometer.
Nach einigen Kilometer Fahrt empfiehlt es sich, anzuhalten, und die Hutmuttern an den Rädern nachzuziehen. Insbesondere ist dies notwendig, wenn man in der Garage ein Rad ausgewechselt hat.
Man soll möglichst schon auf der ersten Fahrt, auf alle Fälle aber frühzeitig, die Kundendienststelle aufsuchen und den Wagen einmal durchprüfen lassen, um sicher zu gehen, daß alles in Ordnung ist. Die auf einen bestimmten Wagentyp eingefuchsten Kundendienstleute finden eine Störung natürlich viel schneller heraus, als man dies selbst kann. Sie sorgen durch Abhilfe dafür, daß die Störung keinen größeren Umfang annehmen und nicht zu zeitraubenden und kostspieligen Reparaturen führen kann.