Sehen Sie hier das exklusive Video über das Bördeln von Oldtimer Bremsleitungen
Die Kraft einer hydraulischen Bremsanlage wird durch die komprimierte Bremsflüssigkeit aus dem Hauptbremszylinder über die Bremsleitungen auf die einzelnen Radbremszylinder übertragen. Ist eine dieser Bremsleitungen defekt, verliert das Fahrzeug an Bremsdruck und im schlimmsten Fall platzt die Bremsleitung und es kommt zum kompletten Ausfall der Bremsleitungen. Daher sind die Bremsleitungen alle Jahre Bestandteil einer gründlichen Überholung.
Dieser Beitrag dient nur zur Information! Lassen Sie Bremsen nur in der Fachwerkstatt überholen.
Die alten Bremsleitungen werden ausgebaut und ausgetauscht. Meistens werden diese bei einer Restauration außer Acht gelassen, da sie augenscheinlich noch gut aussehen. Doch eine Bremsleitung kann durchaus auch durch Korrosion befallen sein. Auch die Spannung, die über Jahre auf die Leitung gewirkt hat, macht die Leitungen spröde. Besonders an den Haltepunkten an der Karosserie besteht Gefahr, dass die Leitungen durch Korrosion platzen können. Diese Korrosion entsteht durch die beiden unterschiedlichen Materialien die aufeinander liegen.
Bremsleitungen können aus verschiedenen Materialien sein. An Oldtimern finden sich durchaus noch Leitungen aus einer Kupfer-Nickel Legierung. Diese Leitungen sind heute, wenn zeitgemäß verbaut, auch noch zulässig. Heutzutage werden vor allem sogenannte KUNIFER-Leitungen verbaut. Diese sind zusammengesetzt aus Kupfer (Cu), Nickel (Ni) und Eisen (Fe).
Die alten Bremsleitungen müssen zuerst einmal ausgebaut werden. Oft sitzen diese berits richtig fest und lassen sich an den Verschraubungen nur schwer lösen. Am besten geht dies allerdings mit einem sogenannten Bremsen-Schlüssel. Dieser Ringschlüssel paßt durch den Schlitz über die Bremsleitung und setzt sich eng über die Verschraubung. Mit etwas Kraft und eventuell unter Zufuhr von Hitze lässt sich die Verschraubung lösen.
An den jeweiligen Enden haben die Leitungen ein sogenannten Bördel. Diese gebördelten Enden dichten die Leitung durch die aufgesetzte Verschraubung ab. Welche Bördelform bei dem jeweiligen Fahrzeug zulässig ist, findet sich in dem Fahrzeugspezifischen Werkstatt-Handbuch.
Gängig sind in der Regel die beiden Bördel E und F. E ist eine doppelt gebördelte Form.
Um die Leitungen zu bördeln, benötigt man ein sogenanntes Bördelgerät. Diese Geräte gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Bei einem solchen Gerät zu sparen, zahlt sich auf keinen Fall aus. Die auf dem Markt befindlichen Billig-Geräte sind in der Regel für Sanitäre Messing oder Kuperleitung konzipiert, nicht aber für die härteren Bremsleitungen. Ein schlechtes Bördel kann lebensbedrohlich sein. Bei Bremsleitungen sollte daher nicht gespart werden. Geräte wie die hier gezeigten, liefern alle nötigen Voraussetzungen für die sichere Anfertigung von Bremsleitungen.
Die Leitung wird zuerst einmal entsprechend lang zugeschnitten. Als Vorlage dient die alte Bremsleitung. Das Abschneiden einer Bremsleitung sollte nur mit einem Rollen-Rohrschneider durchgeführt werden. Dieser garantiert einen geraden und sauberen Schnitt ohne Späne. Denn ein Schnitt mit der Eisensäge verursacht feine Späne, die in die Bremsleitung gelangt und damit eventuell später auch in den Bremskreislauf. Die Späne kann zum Verklemmen der Bremszylinder führen.
Wenn die Leitung mit dem Rohrabschneider getrennt ist, müssen die Enden außen und innen entgratet werden. An besseren Rohrabschneidern finden sich auch solche Entgrater.
Wird die Leitung nicht entgratet, kann es später beim Bördeln zu einem Riss kommen. Kleine Unebenheiten reißen wie bei dem hier gezeigten Beispiel ein. Wenn die Kanten entgratet sind, verteilt sich die Spannung des Materials gleichmäßig und die Bödelkante bleibt gleichmäßig.
Nun wird die Verschraubung über die Leitungs-Enden gesetzt und die Leitung in die beiden Spannbacken eingesetzt. Verschiedene Einsätze dienen dazu, den entsprechende Bördel zu erzeugen. Man unterscheidet wie bereits erwähnt die beiden gängigen Formen E und F Bördel. Bei dem F Bördel ist nur ein Bördeldurchgang notwendig. Der Einsatz wird in das Bördelgerät eingesetzt und zentriert. Die Bördelspitzen müssen immer zentrisch auf das Rohr der Bremsleitung passen. Die Leitung wird in dem Bördelgerät zwischen die beiden Backen gespannt. Das hier gezeigte Bördelgerät lässt sich auch sehr gut direkt am Fahrzeug verwenden. Die Spindel mit dem Bördeleinsatz wird gedreht und damit auf das Leitungsende gepresst. Die Leitung kommt damit unter Spannung und staucht sich zusammen. Für den F Bördel, der einen Flankenwinkel von 115° aufzeigen sollte, wird in den beiden Spann-backen die schräge Aussparung gewählt. Die flache Aussparung staucht die Leitung flacher zusammen.
Niemals zu viel Kraft auf die Leitung auswirken. Das gebördelte Ende kann sonst reißen oder auch leichte Risse aufweisen. Das Bördelgrät wird geöffnet und die Leitung herausgenommen.
Schneller geht die Bördel-Arbeit mit einem Bördelgerät, dass in einen Schraubstock eingespannt wird und über einen hydraulischen Hebel betätigt wird. Über eine Revolver-Palette können die einzelnen Bördelspitzen gewählt werden. Die Leitung wird auch hier zwischen die Backen eingespannt. Die richtige Spitze wird gewählt und mit dem hydraulischen Hebel auf die Leitung gepresst.
Auch hier können mit verschiedenen Spitzen und Aussparungen in den Spannbacken unterschiedlichste Bördel erstellt werden. Verwendet man die gerade Seite des Spannklotzes, entsteht beim Bördeln der F 180° Bördel. Dieser ist auf einer Seite flach und wesit auf der Oberseite auch den Flankenwinkel von 115° auf. Um einen E-Bördel zu erhalten, wird zuerst ein F-Bördel gepresst und anschließend mit dem Keilförmigen Bördeleinsatz dieser F-Bördel nochmals gepresst. Das Ergebnis ist ein doppelwandiger E-Bördel. Nun müssen die Bremsleitungen noch in Form gebogen werden. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass der engste Kurvenradius mit dem eine Bremsleitung gebogen werden darf, dem dreifachen Leitungsdurchmesser entspricht. Die Leitung darf nicht geknickt werden. Um enge Radien zu biegen, gibt es spezielle Werkzeuge, die die Leitung biegen, ohne abzuknicken. Größere Radien lassen sich mit einer Rohrbiegezange formen.