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Politik/Wirtschaft


Abwrackprämie - Teilemangel, aber keine Gefahr für Oldtimer-Bestand



Umweltzone
Umweltzone

15. Januar 2008 Autor: Désirée Rohrer

Mit dem Kabinettsbeschluss von gestern ist, so Regierungssprecher Ulrich Wilhelm, ist die Abwrackprämie bereits in Kraft getreten. 13 Millionen Autos in Deutschland sind älter als 9 Jahre und kommen somit für die Prämie von 2500 Euro theoretisch in Frage. Wer seinen alten Wagen, den er nachweislich ein Jahr lang gefahren haben muss, verschrottet und einen Neuwagen mit der Abgasnorm 4 oder 5 kauft, kann die Prämie beziehen. Oldtimer interessierte Verbände und -Organisationen stehen der Thematik nicht ohne Skepsis gegenüber.

Der Verkehrsclub Deutschland hält die Umweltprämie für "verlogen", da Neuwagen nicht zwangsweise umweltfreundlicher sei. Der ADAC forderte, "dass dem Erhalt des "Technischen Kulturguts Automobil" sinnvoll Rechnung getragen wird und dass eine gesetzliche Regelung berücksichtigen solle, dass gut erhaltene Fahrzeuge in gepflegtem Zustand oder geringen Bestandszahlen nicht der "Abwrackprämie" zum Opfer fallen, denn sonst haben diese Fahrzeuge keine Chance jemals zu einem Youngtimer geschweige denn zu einem Oldtimer zu werden." Die Initiative Kulturgut Mobilität e.V. (IKM) meint: "Dass die Abwrackprämie selbst für klassische Fahrzeuge, die sich in unerfahrener Hand befinden, keine Bestandsbedrohung sei." Mario de Rosa begründet gegenüber Oldtimer-TV: "Da der Marktwert von Old- und Youngtimern in sammel- und erhaltenswürdigem Zustand auf jeden Fall höher als die Abwrackprämie ist."
Dennoch sieht der ADAC Bedarf zum Handeln: "Für Fahrzeuge, für die eine "Abwrackprämie" in Frage kommt, soll eine ökologisch sinnvolle Verwertung als Ersatzteilträger einer Verschrottung vorgezogen werden." Dabei denkt der ADAC, als offizielle Vertreter der Oldtimer-Weltorganisation FIVA, wohl an die Restauration kommender Youngtimer und Oldtimer, denen es durch die Abwrackprämie in Zukunft an Ersatzteilen mangeln könnte.
In Zeiten der Feinstaub-Diskussion und der vielerorts neu in Kraft getretenen Umweltzonen sorgt das Thema "Abwrackprämie" in Oldtimerkreisen weiter für Diskussionsstoff. So hält die IKM e.V. "die Abwrackprämie" für zweifelhaft, da die Entsorgung brauchbarer PKW und die Produktion neuer PKW zu deren Ersatz auch bei Einhaltung modernster Umweltstandards eine nicht zu unterschätzende Umweltbelastung darstellt. Gänzlich unverständlich aus Sicht der IKM ist, dass die Abwrackprämie sogar dann gewährt wird, wenn ein Altfahrzeug durch einen Neuwagen ersetzt wird, dessen Schadstoffausstoß im Einzelfall höher als der des Altfahrzeuges ist. So stoßen heutige Diesel-Fahrzeuge nach Euro4-Norm mehr Feinstaub aus als älteste Benzin-Fahrzeuge. Ebenso liegt der Ausstoß von Stickoxiden, den derzeit problematischsten Schadgasen in unseren Städten, bei aktuellen Euro4-Dieselfahrzeugen oft höher als bei Euro2- oder gar Euro3-Benzinern, die mittels der Abwrackprämie aus dem Verkehr gezogen werden sollen."

Auch Automobil-Experten wie Prof. Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen zweifeln den ökonomischen Sinn der Abwrackprämie an. Fraglich bleibt die Auswirkung der Abwrackprämie im Flottengeschäft, das für viele deutsche Hersteller einen Großteil der Neuwagenverkäufe ausmacht. Diese Flottenfahrzeuge werden in der Regel im Alter von 3 bis 5 Jahren ausgetauscht. Käufer von Neuwagen des gehobenen Marktsegments geben ihre Gebrauchtwagen des gehobenen Marktsegments in Zahlung, da sie selbst in fortgeschrittenem Alter mehr als die Abwrackprämie wert sind. Prof. Dudenhöffer :" Die Fahrer von neun Jahre und älteren Fahrzeugen kaufen überwiegend Gebrauchtwagen oder preisgünstige Kleinwagen. Und die kommen aus Osteuropa, Italien oder Frankreich."

In Frankreich gibt es die Verschrottungsprämie schon seit Dezember. Autokäufer bekommen, nach der Verschrottung ihres mindestens zehn Jahre alten Autos, 1000 Euro vom Staat, wenn sie einen Neuwagen mit einem geringeren Kohlendioxid-Ausstoß (CO2)von als 160 Gramm pro Kilometer kaufen. Autobauer Renault freute sich schon im Dezember über ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.









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