Seattle, Washington

Frankreich fordert Oldtimer aus Amerika zurück

Hergestellt wurde der Turcat-Mery einst auf Wunsch des blaublütigen Duc de Montpensier, einem nahen Verwandten der französischen Bourbonen-Herrscher. Er vererbte das Fahrzeug 1924 an seine Frau. Die heiratete einen Spanier namens Alberto de Huarte, dem der Wagen später gehörte. Ein Besitzerwechsel folgte dem nächsten, bis der Turcat-Méry beim holländischen Oldtimer-Spezialisten J. Braam Ruben, Fine Automobiles, landete. Auf der Retromobile fand Charles Morse Gefallen an dem seltenen Vorkriegsfahrzeug und bekundigte sein Interesse mit einem anwaltlichen Schreiben von U.S. Anwalt Rich Cohen. Für 927.518 US-Dollar wechselte das Fahrzeug 2005 den Besitzer.

Im Juli kam das Fahrzeug dann in Seattle per Flugzeug im Container an. Auf den Verzollungspapieren stand als Ursprungsland "Niederlande", der Wert war mit 420000 US-Dollar angegeben. Morse stellte den Wagen voller Stolz in Pebble Beach 2005 unter der Rubrik "Unrestaurierte Vorkriegsfahrzeuge" aus und fand viel Beachtung. "Es ist ein ganz besonders Fahrzeug", so Morse stolz.

Daniel Deal, Direktor Historische Staatsschätze Frankreichs schrieb im Februar 2008 an die US Zoll-Behörden, dass die Aus- bzw Einfuhr des französischen Wagens illegal gewesen sei und gegen das Gesetz und die Bestimmungen von französischem Kulturgut verstoßen hätte. Charles Morse: "Auch bei J. Braam in Holland war seinerzeit nicht bekannt, dass es sich um ein Fahrzeug handelte, das als französisches Kulturgut gezählt wird. Auch auf Rückfrage haben sie in Holland darauf bestanden, dass sie davon nichts wussten. Aber sie sind in diesem Business, also müssen sie sich auskennen."

Ausgelöst hatte das ganze im März 2007 ein "Lettre de Mission", von Francine Mariani-Ducray, Direktorin der Museen Frankreichs (Ministère de la Culture et de la Communication Direction des Musées de France) an Rodolphe Rapetti, Chefkonservator der französischen Automobilhistorie. Nachdrücklich wurde in dem 76-seitigen Schreiben gefordert, dass Rapetti alle automobilen Angelegenheiten in den 98 französischen Automobil-Museen zu regeln hat.

Aus den Unterlagen, die Oldtimer-TV vorliegen, geht hervor, dass der Turcat-Méry bereits im Jahr 1991 geschützt wurde. Bekannt war der letzte Verkaufstermin im Jahr 1997. Der Aufenthaltsort wurde im März 2007 noch als "unbekannt" verzeichnet.

In Seattle hat inzwischen der jetzige Besitzer des Turcat-Méry bereit erklärt, den Wagen zurück zugeben, wenn ihm der Kaufpreis erstattet wird. Morse: "Ich hatte meinen Spaß damit." Sein Anwalt Cohen hat bei Gericht eine Klageschrift eingereicht, um die Beschlagnahmung des Oldtimers durch die US-Behörden zu verhindern. Denn das wäre die Konsequenz aus der Falschangabe des Wertes und des Herkunftslandes bei der Einfuhr.

Die automobilen Staatsschätze Frankreichs:

- Collection Schlumpf. 426 Fahrzeuge der Kollektion Schlumpf, Mulhouse (68), Musée national de l’automobile. Date de protection : 1978.

- Lastwagen 22 HP type M à chaînes n° 10536 (1910), Lyon (69), Fondation Marius Berliet. Date de protection : 1988.

- Personenkraftwagen Turcat-Méry gebaut für den Duc de Montpensier gegen 1919 auf einem Châssis von 1913, Randan (63), château. Date de protection : 1991. Fahrzeugverkauf 1997

. - Personenkraftwagen, charrette anglaise à deux bancs dotée de l’avant train Latil n° 8 (1899), Lyon (69), Fondation Marius Berliet. Date de protection : 1992.

- Personenkraftwagen Autochenille Citroën HP type B2 namens "Le Croissant d’argent " (1922), Saint-Jean-d’Angély (17), Hôtel de ville. Date de protection : 1993.

- Personenkraftwagen Rolland-Pilain type CR série G (vers 1920-1921), Dompierre-sur-Besbre (03), caserne. Date de protection : 1998.

- Autobus Citroën 48 (Après 1934, modifié vers 1958), Poitiers (86), garage (propriété privée). Date de protection : 2002.

- Personenkraftwagen Salmson Berline 2300 GT Karosse von Henri Chapron (1955), Champagne-sur-Seine (77), local associatif. Date de protection : 2006.

Weiterführende Links:

www.turcat-mary.com